KÖLN (dpa-AFX) – Die Allianz Lebensversicherung leistet nun doch millionenschwere Nachzahlungen für zum Jahreswechsel ausgelaufene Lebensversicherungen.

‚Wir beteiligen diese Kunden freiwillig an den Stillen Reserven‘, sagte der Vorstandschef der Allianz-Tochter, Maximilian Zimmerer,der Online-Ausgabe des Wirtschaftsmagazins ‚Capital‘ (Dienstag). Damitkorrigiert er das bisherige Vorgehen. Die Allianz Leben wollte ihre Kunden zunächst nicht an den Stillen Reserven beteiligen. Die Verträge seien bereits am31. Dezember 2007 ausgelaufen, und daher gelte das neue Versicherungsvertragsgesetz (VVG) für sie nicht, hieß es vor wenigen Tagen zur Begründung.
Nach dem neuen VVG haben Kunden, deren Verträge Anfang 2008 auslaufen, erstmals einen Anspruch auf solche Zuzahlungen aus den Stillen Reserven ihrer Gesellschaft. Dennoch hatte der Stuttgarter Versicherer schätzungsweise 30.000 Versicherte, deren Verträge ausdrücklich am 1. Januar 2008 endeten, nicht an den Bewertungsreserven beteiligen wollen. Zimmerer zufolge hätten die Verträge dieser Allianz-Versicherten formal bereits am 31. Dezember um 24 Uhr geendet. Am Neujahrstag 2008 würden nur die Auszahlungen fällig. Gleichwohl räumte er nun in ‚Capital‘ ein: ‚Die Lebensversicherungsverträge, die als Ablaufdatum in der Police den 01.01.2008 nennen, wurden missverständlich formuliert. Das war ein Fehler Nun erhalten alle anspruchsberechtigten Kunden mit Verträgen, die ausdrücklich am 1. Januar ausliefen, automatisch eine Nachzahlung, die sich an den Stillen Reserven des Konzerns orientiert. Das könnte sich laut ‚Capital‘ lohnen: Die Allianz habe mit rund 13 Milliarden Euro zuletzt den mit Abstand höchsten Mehrwert in ihren Kapitalanlagen. Die Hälfte des Betrags, der zum Jahresende errechnet wird, muss sie auf die gesamten Lebens- und Rentenversicherten umlegen. Die ausscheidenden Kunden erhalten dann eine Abfindung, deren Höhe sich nach der Dauer und Umfang des Vertrags richtet. Hochrechnungen des größten deutschen Policen-Aufkäufers Cash Life, nach denen ein Durchschnittskunde rund 2.000 Euro an Nachzahlungen erwarten kann und somit insgesamt 60 Millionen Euro anfielen, bezeichnete Zimmerer als ‚zu hoch‘. Gleichwohl muss Allianz Leben laut ‚Capital‘ mit einem ’satten zweistelligen Millionenbetrag‘ als zusätzlichem Aufwand rechnen. Die Stuttgarter weisen darauf hin, dass die Bearbeitung der ausstehenden Fälle voraussichtlich drei bis vier Wochen dauern wird./stw/wiz